Was Du heute kannst besorgen

Was Du heute kannst besorgen

Kennen Sie diese Situation? Ihr Kind bekommt Hausaufgaben auf, die es nicht bis zum nächsten Tag erledigen muss. Es legt sie erst einmal beiseite – und vergisst sie im schlimmsten Fall. Ihre Hinweise, dass es besser wäre, bestimmte Dinge nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern sofort zu erledigen, werden von Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter konsequent überhört.

Mit Sicherheit ärgern Sie sich, wenn Ihr Kind sich so verhält und Ihren Ratschlag partout nicht befolgen will. Doch Ärgern allein hilft natürlich nicht weiter. Versuchen Sie stattdessen Ihrem Kind Hilfsmittel an die Hand zu geben, damit es zukünftig seine Hausaufgaben bewusster erledigt.

Beobachten Sie sich selbst!

Neigen Sie selbst dazu, Aufgaben aufzuschieben, weil sie

  • Ihnen unangenehm sind,
  • einiger Anstrengung bedürfen,
  • Ihnen einfach nicht in den Zeitplan passen?

Unter Umständen hat Ihr Sohn oder Ihre Tochter diese Haltung von Ihnen abgeschaut. Vergessen Sie nicht: Kindern orientieren sich bei Ihrer Entwicklung an ihren Eltern. Zeigen Sie sich vorbildlich und ändern Sie - falls notwendig - Ihre eigene Arbeitshaltung.

Verabschieden Sie sich von Ausreden wie:

  • „Bei mir ist das etwas anderes – schließlich muss ich mich ja um ganz viele Dinge kümmern”,
  • „Ich würde ja gerne alles gleich erledigen – oft kommt mir aber etwas anderes dazwischen” oder
  • „Ich hätte ja auch gerne das schon erledigt – solange ich aber nicht alles zusammen habe, macht es auch keinen Sinn, damit anzufangen”.

Diese Methoden helfen Ihrem Kind

1. Die Schwarz-auf-Weiß-Methode

Wenn Ihr Kind seine Hausaufgaben nicht direkt am selben Tag erledigen möchte, fordern Sie es auf, in einem Kalender oder auf einer Liste zu vermerken, wann es die Aufgaben erfüllen möchte. Dabei sollten Kalender oder Liste im Arbeitsbereich Ihrer Tochter/Ihres Sohnes so positioniert sein, dass sie/er diese ständig vor Augen hat.

Achten Sie bei dieser Methode außerdem darauf, dass

  • Ihr Kind genügend Zeit für die Erfüllung der aufgeschobenen Hausaufgaben einplant. Muss es an dem geplanten Tag ohnehin schon viel für die Schule erledigen oder hat es aufgrund von Freizeitaktivitäten wenig Zeit, macht es nur wenig Sinn, auch noch die aufgeschobenen Hausaufgaben einzuplanen.
  • Ihr Kind die Wichtigkeit und den Umfang der aufgeschobenen Hausaufgaben berücksichtigt: Bilden diese die Grundlage für eine Schularbeit („LernzielabfrageLernkontrolle”) am darauffolgenden Tag, so sollte es die Aufgaben aus lerntechnischer Sicht auf gar keinen Fall in letzter Minute erledigen.

2. Die Pain-to-Power-Chart-Methode

Stellen Sie fest, dass Ihr Kind gerne Hausaufgaben bis kurz vor knapp aufschiebt, weil es

  • ein bestimmtes Fach nicht mag oder
  • es sich um eine umfangreiche Arbeit handelt,

dann können Sie Ihrem Nachwuchs folgende Methode vorschlagen:

  • Lassen Sie ihn/sie zunächst auf einem größeren Blatt rechts das Ziel (die erledigte Hausaufgabe) schreiben.
  • Anschließend soll er/sie eigenständig die Tage bis dahin in Zwischenschritte (Pain › Pain › Pain › Power/Ziel) aufteilen.

Auf diese Weise sieht Ihr Kind nun nicht mehr allein die ungeliebte und umfassende Hausaufgabe wie einen Berg vor sich. Stattdessen kann es in überschaubaren Schritten zum Ziel gelangen.

Noch ein Tipp: Wenn Sie Ihr Kind nach jedem erreichten Zwischenziel bzw. nach den erledigten Hausaufgaben mit einer Kleinigkeit belohnen, wird Ihr Kind das Erreichte zu schätzen lernen.

Unterstützen Sie den Weg zum eigenen Zeitmanagement

Je früher Ihr Kind lernt, ein eigenes Zeitmanagement zu entwickeln, desto weniger besteht die Gefahr, dass es

  • sein Aufschiebe-Verhalten weiter pflegt bzw. ausbaut und
  • Denkmuster wie beispielsweise „Ich würde ja gerne, aber...” entwickelt.

Wenn Ihr Kind nämlich später als Erwachsener in seinem Arbeitsleben nach dem Motto „Das hat noch Zeit” lebt, zieht es leicht den Unmut seiner Kollegen auf sich, da

  • diese geforderte Zuarbeiten immer „auf den letzten Drücker” erhalten – und dadurch selbst unter Umständen in Zeitnot geraten,
  • das Arbeitsergebnis deutlich schlechter ausfällt - da nicht mehr genügend Zeit für ein besseres Ergebnis zur Verfügung stand,
  • hierdurch möglicherweise Termine versäumt werden.

Jutta Gröschl

Dr. Jutta Gröschl ist Mutter zweier Schulkinder. Sie ist Chefredakteurin des Fachmagazines "Coaching". Davor hat sie u. a. für 2 F.A.Z.-Tochterunternehmen und als Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg gearbeitet.


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