 
Im Vorstellungsgespräch aufgeregt zu sein, ist normal. Man darf sich aber immer auch vor Augen halten, dass nicht nur ich vom Arbeitgeber etwas möchte, sondern er auch umgekehrt von mir. Wer die Tipps für ein sicheres Auftreten von Bewerbungstrainerin Fabienne Fink befolgt, kann auf einen erfolgreichen Verlauf hoffen.
Nachhilfeportal: Die Situation ist ungewohnt – das  Lampenfieber groß. Was würden Sie gerade jungen Bewerbern raten, wie sie  in der Vorstellungsrunde auftreten sollen? 
 Fabienne Fink: Schon bei der Begrüßung steht im  Vordergrund, ob der Bewerber angemessene Verhaltensweisen und  Umgangsformen beherrscht. Ein fester Händedruck und ein sicherer  Blickkontakt sind hierbei ausschlaggebend. Anstelle eines schüchternen  und unfreundlichen Auftretens empfiehlt sich eher eine freundliche  Offenheit, unterstrichen durch ein Lächeln. Bei der Begrüßung stellt man  sich gegenseitig vor. Dabei sollte der Gastgeber den ersten Schritt  machen. Wichtig ist hierbei, dass man sich mit dem Namen begrüßt. Das  heißt für den Bewerber, dass er seinen vollen Namen noch einmal nennt,  auch wenn der Gesprächspartner schon weiß, mit wem er es zu tun hat. Man  wird normalerweise zusammen in den Raum gehen, in dem das Gespräch  stattfinden soll. Sitzen hier weitere Befrager, so sollte man auch diese  jeden einzeln mit Händedruck begrüßen. Bitte nehmen Sie erst Platz,  wenn Sie dazu aufgefordert wurden.
Nachhilfeportal: Dürfen Bewerber sich ihre Nervosität anmerken lassen?
 Fabienne Fink: Dass man als Bewerber nervös ist, ist ganz  normal. Das weiß auch die Arbeitgeberseite. Manchmal wird sogar danach  gefragt, wie es einem geht, um das Gespräch einzuleiten. Darauf darf man  ruhig antworten, dass man aufgeregt ist. Manchmal vertreibt das schon  ein Stück der Nervosität, wenn man darüber spricht. Trotz Anspannung  gilt: offen sein, freundlich wirken und eine eher locker abwartende  Haltung einnehmen. Man sollte nicht versuchen, das Gespräch an sich zu  reißen, sondern man darf sich führen lassen. Absolut wichtig ist, dass  man nicht schauspielert; also nicht Selbstsicherheit vortäuschen, die  man gar nicht hat. Man sollte so natürlich wie möglich auftreten. Im  Idealfall entsteht während des ganzen Gespräches eine lockere Atmosphäre  in der man sich in einem Dialog gegenseitig kennenlernt und bei dem  Fragen und Antworten sich abwechseln. Im Gespräch sollte man  zwischendurch an geeigneter Stelle die Gesprächspartner direkt bei ihrem  Namen ansprechen.
Nachhilfeportal: Muss ich als Bewerber jedes Wort auf die Goldwaage legen?
 Fabienne Fink: Selbstverständlich sollte man während des  Gesprächs keine Kraftausdrücke verwenden und eine sachliche Sprache  sprechen. Worauf noch geachtet wird ist die Freundlichkeit und  Begeisterungsfähigkeit, die durch die Sprache zum Ausdruck kommt. Zum  Beispiel ist es besonders wichtig laut und deutlich zu sprechen und auch  in der Sprache sein Interesse und seinen Enthusiasmus zum Ausdruck zu  bringen. Dieses Interesse ist auch erkennbar an der Aufmerksamkeit, die  ein Bewerber seinem Gegenüber schenkt. Also bitte gut zuhören und  punktuell antworten. Bei dem Angebot, sich das Haus anzuschauen, sollte  man auf jeden Fall zusagen und sich interessiert zeigen. Auf keinen Fall  sollte man den Eindruck vermitteln, dass dieses Vorstellungsgespräch  nur eines von vielen ist, sondern, man sollte die Wertschätzung zeigen,  die man speziell dieser Einladung entgegenbringt. Man darf schon  zugeben, dass man noch andere Bewerbungen geschrieben hat, aber das  Interesse für das eine Unternehmen, bei dem man gerade eingeladen ist,  muss ganz deutlich zum Vorschein kommen.
Nachhilfeportal: Was verrät die Körperhaltung alles über eine Bewerberin oder einen Bewerber?
 Fabienne Fink: Ausschlaggebend ist, wie man als Bewerber sitzt.  Der gerade Rücken zeigt Respekt, Aufnahmebereitschaft und Interesse.  Die gesamte Körperhaltung sollte gerade sein. Dabei spielt es weniger  eine Rolle ob die Beine überschlagen sind, oder ob die Füße auf dem  Boden stehen. Was negativ bewertet wird ist eine verschlossene  Körperhaltung wie beispielsweise die Arme vor der Brust oder auf dem  Tisch vor sich verschränkt. Oder wenn man den Oberkörper von seinem  Gesprächspartner wegdreht. Auch der direkte Blickkontakt muss vorhanden  sein. Es ist natürlich, dass man beim Nachdenken auch mal einen Blick  aus dem Fenster wirft. Aber letztlich muss die Kommunikation über den  Blickkontakt fließen. Die Hände dürfen einfach ganz locker auf dem Schoß  liegen oder auf dem Tisch. Es kann auch eine Erleichterung sein, sich  einen Notizzettel und einen Stift zurecht zu legen, um sich während des  Gesprächs ein paar Notizen zu machen.
Nachhilfeportal: Gibt es Situationen im Gespräch, bei denen  der Arbeitgeber bestimmte Verhaltensweisen seitens des Bewerbers testen  möchte?
 Fabienne Fink: Zu Beginn des Gesprächs wird dem Bewerber  meistens ein Getränk angeboten. Das sehr gerne angenommen werden darf,  wenn es sich um Nichtalkoholisches handelt. Vor allem wenn man viel  spricht, erleichtert einem ein Schluck Wasser oder Saft die  Angespanntheit. Achtung: Nicht jeder verträgt in dieser Situation einen  Kaffee! Was auf keinen Fall erlaubt ist: aus Nervosität heraus eine  Zigarette zu rauchen. Auch wenn einem eine angeboten werden sollte, muss  man dankend ablehnen.
So wird Ihr Auftritt perfekt
- Jeden Anwesenden einzeln mit Händedruck begrüßen.
- Sich immer mit vollem Namen vorstellen.
- Ein gerader Rücken signalisiert Aufnahmebereitschaft, Respekt und Interesse.
- Über direkten Blickkontakt kommunizieren.
- Rauchen und alkoholische Getränke sind absolut tabu beim Bewerbungsgespräch.
In der Fortsetzung unseres Interviews erfahren Sie bei Nachhilfeportal noch mehr zu den Themen Bewerbungsmappe, Anschreiben, Deckblatt, Lebenslauf, Anlagenverzeichnis, Zeugnisse und Vorstellungsgespräch.
Dr. Christine Lüdke (Jg. 1977) ist promovierte Politikwissenschaftlerin und Mutter von zwei Kindern. Mit ihrem Magisterabschluss in Medienpädagogik und Psychologie ist sie in den Bereichen Bildung, Erziehung und Entwicklung eine ausgewiesene Fachfrau. Als ausgebildete Redakteurin hat sie sich auf alle Themen rund um Kinder und Familie spezialisiert. 1998 erhielt sie den Nachwuchspreis des 24. Katholischen Journalistenpreises. Die Autorin ist heute als freie Konzeptioniererin und Journalistin von ihrer Heimatstadt Augsburg aus tätig. Dort betreibt sie die Serviceredaktion wortagentur.com.