 
Die Halbjahreszeugnisse sind draußen. Für viele Viertklässler und ihre Eltern gibt es dieses Schuljahr kein Aufatmen: Wer jetzt in den Hauptfächern schlechte Noten hat, kann es nicht mehr aufs Gymnasium oder die Realschule schaffen. Lesen Sie, was Sie jetzt noch tun können, damit Ihr Kind den Anschluss nicht verliert.
Im April entscheiden die Lehrer wieder, welche Kinder nach der Grundschule eine weiterführende Schule besuchen sollen und welche nicht: Zeit für die Übertrittsempfehlung. Doch wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei lediglich um eine Empfehlung, und Sie als Eltern kennen Ihr Kind am allerbesten. Vielleicht gibt es ja einen bestimmten Grund, warum Ihr Kind in letzter Zeit schlechtere Noten nach Hause gebracht hat. Ein Umzug in eine neue Umgebung? Eine Trennung musste erst verarbeitet werden? „Wenn mein Kind es jetzt nur auf die Hauptschule schafft, wird es sein ganzes Leben hinterherhecheln!“, sorgt sich eine Mutter aus München. Und so geht es vielen Eltern.
Halten Sie mit Lehrerinnen und Lehrern Kontakt!
 So streben Sie erfolgreich eine Empfehlung fürs Gymnasium oder die  Realschule an: Teilen Sie Ihr Vorhaben der Klassenleitung mit, und zwar  so früh wie möglich. Kennen die Lehrer die Ziele des Kindes, können sie  Ihnen Rückmeldung geben. Stehen die Chancen gut oder braucht Ihr Kind  eventuell Nachhilfe, um sein Ziel zu erreichen?
Übertrittszeugnis – das Prozedere
 Um Ihr Kind nach der Grundschule an einer Realschule oder einem  Gymnasium anmelden zu können, braucht es ein Übertrittszeugnis. Dies  muss von den Eltern schriftlich oder mündlich bei der Klassenleitung  beantragt werden. Fürs Übertrittszeugnis relevant sind z.B. in Bayern  die Fächer Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht. Ist Ihr  Kind „geeignet“, kann es ohne weitere Prüfung
- bis zur Durchschnittsnote von 2,33 am Gymnasium
- und bis zur Durchschnittsnote 2,66 an der Realschule angemeldet werden.
Ab der Durchschnittsnote 2,66 muss für die Aufnahme an einem Gymnasium ein dreitägiger Probeunterricht besucht werden. Hierfür gibt es keine Notenbeschränkung.
Kleine Übungen können viel bewirken
 Natürlich können Sie Ihr Kind unterstützen. Konzentrieren Sie sich auf  die Hauptfächer und üben Sie mit Ihrem Kind in kleinen Einheiten.  Spezielle Übungsbücher zur Gymnasiumsvorbereitung finden Sie im hier.  Gestalten Sie das „Gymi-Training“ kurz, aber regelmäßig! Bereits zwei-  bis dreimal wöchentlich eine halbe Stunde können viel bewirken. Und wenn  Sie merken, Ihr Kind strengt sich an, sagen Sie ihm einfach mal, dass  Sie das toll finden!
Ein gemeinsames Ziel setzen und verfolgen
 Verbünden Sie sich mit Ihrem Kind, denn Motivation beim Lernen ist  wichtig. Um das Ziel, nämlich die Beurteilung „geeignet“, im  Übertrittszeugnis zu erreichen, müssen Sie und Ihr Kind das beide  wirklich wollen. Besprechen Sie das Thema mit Ihrem Kind und machen Sie  ihm klar, wie wichtig eine gute Schulausbildung ist, die möglichst viele  Wege offenhält. Tierärztinnen müssen ein Medizinstudium absolviert  haben und Autobauer sind Ingenieure. Und so weiter!
Und wenn es doch die Hauptschule wird ...
 Verzweifeln Sie nicht und vor allem, geben Sie Ihrem Kind keinesfalls  das Gefühl, ein Verlierer zu sein. Jetzt zu resignieren wäre falsch.  Nach dem Motto „kein Abschluss ohne Anschluss“ in Bayern und ähnlich in  anderen Bundesländern bietet das Schulsystem Hauptschülern die  Möglichkeit, noch den Mittleren Bildungsabschluss zu erreichen.  Ehrgeizige Realschüler können über die Fachoberschule das Fachabitur  nachholen.
Die Schule muss zum Kind passen – nicht umgekehrt
 Viel wichtiger, als ganz vorne dabei zu sein, ist für Ihr Kind, dass es  sich seiner Persönlichkeit nach gut entwickeln kann. Praktisch begabte  Kinder brauchen eine Förderung, die zu ihnen passt. Den Kölner Dom hat  schließlich auch kein Professor erbaut.
 
 Amrei Kemming