Was braucht mein Kind zum Glücklichsein?

Was braucht mein Kind zum Glücklichsein?

„Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König.“ Wären doch die Sorgen von uns Eltern so einfach wie in einem Kinderlied aus der Welt zu schaffen. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie geben jetzt gute Anhaltspunkte dafür, was Kinder zum Glücklichsein brauchen.

Das Institut iconkids & youth interviewte im Frühjahr 2007 insgesamt 1.239 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren. Den Auftrag für diese Studie erteilte das ZDF.

Die meisten Kinder sind glücklich

Das ermutigende Ergebnis: Die meisten Kinder sind glücklich. 40 Prozent der Kinder bezeichnen ihre Kindheit als „total glücklich“, 44 Prozent als „glücklich“ und 14 Prozent weder noch – eine Aussage, die tendenziell als traurig zu werten ist.
Die Forscher baten die Kinder auch, ihre globale Glücksbilanz zu begründen. Diese gaben am häufigsten Begründungen wie „weil es mir einfach gut geht“ oder „weil ich glücklich bin“, gefolgt von der Kategorie Familie, Freunde und Kontakte. Selten nannten die Befragten Begründungen wie Geld, Urlaub, Wohnen oder Besitz.

Geschenke machen tatsächlich glücklich

Die glücklichsten Momente in der Kindheit wurden ebenfalls erfragt: Am häufigsten (56 Prozent) erzählten die Kinder von (unverhofften) Geschenken wie beispielsweise einem Haustier, einem Fahrrad oder einer Spielkonsole. Fast die Hälfte nannte Ausflüge und Urlaub als Glücksmomente, gefolgt von der Familie (Geburt eines Geschwisterkindes, allein mit Mama oder Papa etwas unternehmen, die Oma besuchen – 45 Prozent ). 38 Prozent fielen auf besondere Anlässe, speziell Geburtstag, und 30 Prozent schließlich auf Freunde.

In der Familie glücklicher als in der Schule

Am glücklichsten sind Kinder in ihren Freiräumen, gemeinsam mit Freunden („total glücklich“: 71 Prozent), in den Ferien (76 Prozent), „an versteckten Orten, wo wir machen können, was wir wollen“ (50 Prozent). Je älter die Interviewten waren, desto seltener wurde die Aussage zwar, doch insgesamt sind Kinder in ihren Familien, bei der Mutter glücklicher (61 Prozent) als beim Vater (54 Prozent) und den Geschwistern (36 Prozent), mit denen ja auch zu streiten ist.

Glückskiller Hausaufgaben

Glücklich macht auch Bewegung, speziell Sport (40 Prozent), allerdings auch das Fernsehen (53 Prozent). Weniger beglückend ist hingegen die Schule (21 Prozent), insbesondere die Haupt- und Realschule. Als echte Glückskiller empfinden Kinder zu viele Hausaufgaben, bei denen nur sieben Prozent der Kinder „total glücklich“ sind.

Wovon Kindheitsglück abhängt: soziodemografische Variablen

Die Studie weist darauf hin, dass sich zahlreiche soziodemografische Variablen überlagern. Das gilt speziell für die Familienform und das Haushaltseinkommen, das im Fall alleinerziehender Mütter signifikant geringer ist als beim Durchschnitt.

Geschlecht: Jungen und Mädchen sind gleich glücklich.

Alter: Mit steigendem Alter sinkt die Quote der „total Glücklichen“, von 57 Prozent im Alter von sechs Jahren auf 25 Prozent bei den 13-Jährigen.

Schultyp: Mit dem Alter zusammengenommen sind die Grundschüler häufiger sehr glücklich (43 Prozent) als die Hauptschüler (31 Prozent); überraschend hoch ist aber die Quote der sehr Glücklichen an Gymnasien (40 Prozent).

Familiensituation: Kinder bei beiden Eltern sind zu 43 Prozent „total glücklich“, jene in Patchworkfamilien hingegen zu 34 Prozent, bei einem alleinerziehenden Elternteil zu 19 Prozent, jedoch sind auch Letztere häufiger grundsätzlich glücklich (63 Prozent „total glücklich“ bzw. „glücklich“) als (tendenziell) traurig (37 Prozent). Einzelkinder sind gleich glücklich wie Geschwisterkinder, aber mehr als ein Drittel von ihnen hätte gern ein Geschwister.

Wohnen: Ob mitten in der Stadt oder auf dem Land – Kinder fühlen sich gleich glücklich und sind ohnehin geborene Adaptionskünstler. Allerdings ist es so, dass Kinder, die in einem Einfamilienhaus aufwachsen, mehr Kindheitsglück haben als diejenigen, die in Wohnungen leben. Kinder, die in einem Einfamilienhaus mit stets frei zugänglichem Garten aufwachsen, gaben mehr Kindheitsglück an (48 Prozent „total glücklich“) als diejenigen, die in Wohnungen leben (33 Prozent).

Geld: Wenn das Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500 Euro liegt, sind Kinder weniger glücklich. Die Taschengeldhöhe (schwankend zwischen 0 Euro und 80 Euro pro Woche) wirkt sich jedoch auf das Kindheitsglück nicht aus.

Berufstätigkeit der Mütter: Wenn Mütter auch außerhalb des Haushalts arbeiten, sind Kinder keineswegs weniger glücklich. 45 Prozent der Mütter sind teilzeitbeschäftigt; ihre Kinder gaben zu 46 Prozent an, eine sehr glückliche Kindheit zu haben, zu 41 Prozent eine glückliche. 25 Prozent der Mütter sind Hausfrauen: Ihre Kinder sind zu 38 Prozent „total glücklich“ und zu weiteren 48 Prozent „glücklich“. Die Kinder der in Vollzeit berufstätigen Mütter (insgesamt 20 Prozent) gaben zu 33 Prozent an, „total glücklich“ zu sein, aber zu immerhin 47 Prozent „glücklich“. Kinder von Akademikern sind genauso glücklich wie Söhne und Töchter von Eltern mit Hauptschulabschluss.

Osten – Westen: Bezüglich des Kindheitsglücks bestehen überhaupt keine Differenzen. Die soziodemografischen Variablen erklären das subjektiv eingeschätzte Kindheitsglück nur in einem geringen Maße (13 Prozent der Varianz). Am stärksten wirken Alter und Familienform; die anderen Faktoren sind nur wenig relevant.

Quelle: ZDF

Andrea Stickel

Die Münchner Journalistin und Fachbuchautorin Andrea Stickel ist auf Themen rund um Gesundheit und Sicherheit spezialisiert. Den Spagat zwischen Kind und Karriere meistert sie mit Humor und Improvisationstalent.



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